2. An alles gedacht?

Ist es Gelassenheit oder der Weg ins Unvorbereitetsein?

Auf jeden Fall bin ich relativ entspannt und noch gar nicht der Stimmung „bloß an alles gedacht zu haben“. Und so stoße ich auch eher zufällig fünf Tage vor Abfahrt auf die Einreisebestimmungen nach Italien und die Notwendigkeit des Ausfüllens einer Einreisebestimmung. Das kennt man ja eher aus Übersee. So etwas wieder beim Reisen innerhalb Europas zu erleben ist schon ungewohnt.

Also die Zeit genommen und mehrere Seiten im Internet zu Herkunft, Passnummer, Tag und Uhrzeit der Abreise, Ort des Grenzüberganges, Region des Aufenthaltes (beides muss erstmal gegoogelt werden) und Familienverhältnissen der Einreisenden untereinander bearbeitet. Deutschland gehört übrigens zu der Kategorie „C“ der Einreiseländer. Endlich alles ausgefüllt, das Dokument per Mail angefordert und als PDF geöffnet. Och nö – ich habe meinen ältesten männlichen Reisebegleiter um zwei Jahre verjüngt. Nein, ich gehe nicht auf Risiko, sondern setzte mich erneut an den formellen Weg und sehe bei der Gelegenheit, dass das ganze Prozedere auch auf deutsch möglich ist.

Die Reiseapotheke ist auch aktualisiert worden, die Wanderschuhe des Jüngsten heute eingetroffen. Ich hoffe, Corona macht uns keinen Strich durch die Rechnung und der ganze Aufwand ist letztlich für Tagesausflüge im heimischen Wandergebiet.

Wenn man die täglichen Zahlen verfolgt, bleibt nichts Anderes als einfach mal zu hoffen, dass schon alles gut gehen wird. Wir sind mit dem Wissen um Hygienemaßnahmen und der Bereitschaft auf ein paar Dinge der Geselligkeit zu verzichten vorbereitet.

Es wird gepackt. Das Prozedere des Packens kostet uns einen ganzen Tag, obwohl wir zumindest im Kopf einen guten Plan haben. Was hilft, ist auch die Liste vom letzten Mal. Und so fällt mit Blick auf die damalige Reisedokumenation nach acht Stunden auf, dass wir weder die Buchungsdokumente noch einen Wanderführer eingepackt haben. „Wanderführer?“ „Gibt es dieses Mal nicht,“ kommt nun vom Mann. „Gibt es nicht?!? Und woher wissen wir dann, wo wir lang wandern müssen?“ „Darum kümmere ich mich morgen mal“. Aha – alles sehr entspannt hier.

Also dann lieber noch mal mit dem Gepäckinhalt beschäftigt. Ach ja, ein drittes Paar Wandersocken für den Mann, da war ja was. Und wir sollten dieses Mal dringend an eine Power-Bank denken. Inzwischen hat auch jeder von uns sein eigenes Wanderstock-Set, wobei wir feststellen, dass der männliche Rucksack tatsächlich acht (!) Stöcker beherrbergen kann. Wir verzichten aber auf Feuerzeug (beim letzten Mal nur benutzt, um es benutzt zu haben), Walkie-Talkies (ich sage nur: „Ruhe der Natur“), Gummibänder (oder doch?), Schnitzhandschuhe (nur der Vater darf schnitzen) und zwei Regenhosen (Capes scheinen sinnvoller). Dafür findet dieses Mal eine Corona-Tasche Platz: Masken, Tests, Impfausweise.

Vier Tage vorher bereits alle Rucksäcke startklar zu haben, macht ein gutes Gefühl. So wirken wir auch unserer mal wieder Spitz-auf-Knopf-Planung entgegen was unser Zeitmanagement angeht. Es würde manchmal nämlich nur noch fehlen, dass ich direkt am Eingang meiner Arbeitsstätte mit einem Wanderrucksack abgeholt werde und von dort aus starte.

Während ich mich also hier mit der literarischen Begleitung unseres Vorhabens beschäftige, sitzt der Master of Planning neben mir und geht digital alle Routen durch, die wir bewältigen wollen. Sie werden auf eine inzwischen erworbene Wanderuhr gespeichert, die hoffentlich auch immer bis zum Ende einer Tagestour durchhalten wird. Ein Wanderführer wäre mir doch irgendwie lieber, gibt es aber tatsächlich für diese Route nicht. Und auch Tamara im Südwest-Rundfunk wählte einen anderen Weg. Nebenbei höre ich: „… das muss ich hier dann von Hand umlegen … aber gut… ja, das macht Sinn… dafür sind es dann auch nur 14 Kilometer ….1470 Höhenmeter … machen wir nicht, oder? …. 10 Stunden … nein, da nehmen wir ein Stück die Gondel…..“. Oh Mann, so ein kleines gelbes Outdoor-Büchlein finde ich dann doch irgendwie vertrauenserweckender. Sage ich aber lieber nicht, habe schon ein paar Mal gehört: „Das wird schon klappen, notfalls gibt es ja auch Schilder.“

Wenn ich mich recht erinnere, hat diese Einstellung beim letzten Mal zu einem kilometerlangen Umweg auf der letzten Etappe geführt, wo wir uns dann nach Stunden nach Wasser ringend an einem Dorfbrunnen wiederfanden. Diesbezüglich haben wir nun zumindest mit Trinkblasen in den Kinderrucksäcken vorgesorgt. Diese werden zunächst mit erleichternder Begeisterung probegetragen. „Da ist ja gar nichts drinne!?!“ Tja, da kommt das Wasser ja auch erst noch rein. Wiegt dann auch ein bisschen mehr.

Erkenntnis des Tages: „Wird schon!“

 

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