Jetzt ist es schon ein Jahr her, dass wir unsere diesjährige Fernwanderroute geplant haben.
Bei unseren Aufenthalt im letzten Sommer auf dem Berggasthof unseres Vertrauens in den Höhen über Nauders enstand die Idee, wie schön es doch wäre, mit dem Ende einer Wanderung direkt dort oben anzukommen und in den Erholungsurlaub überzugehen. Ein paar Recherchen später stand der Plan. Von Staben in Südtirol sollte es über den Vinschger Höhenweg bis nach Reschen gehen, von da rüber nach Österreich und über den Nauderer Höhenweg – schwupsdiwups – direkt ins Familienzimmer.
„Der Vinschger Höhenweg in Südtirol ist eine der beliebtesten Routen für Wanderer und ein echtes Naturerlebnis. Er verläuft von der Etschquelle am Reschenpass im Dreiländereck bis nach Staben im unteren Vinschgau, inmitten der artenreichen Vegetation des Sonnenberges und mit einmaligem Panoramablick auf die Ortlergruppe. Auf dem Vinschger Höhenweg in Südtirol finden Berg- und Naturfreunde, Wanderer und Berggeher meist gutes Wetter und klare Sicht auf die hohen Gletscher.
Der Vinschger Höhenweg vereint verschiedene Etappen der Sonnenbergroute. Die 108 km lange Strecke der Mehrtagestour in Südtirol verläuft auf teils bestehenden und teils neuen Fußwegen, teilweise auch auf den Vinschger Waalwegen oder entlang alter Verbindungswege zwischen den traditionellen Bergbauernhöfen des Vinschgau. Jede Etappe bietet dem Wanderer ganz spezielle landschaftliche, kulturelle und auch kulinarische „Höhepunkte“.“
Richtig gelesen – wir gehen den Weg „falschherum“. Quasi von Süden nach Norden. Ich frage den Familien-Reiseleiter, ob das irgendwelche negativen Auswirkungen auf die Gegebenheiten der Tour haben würde. Man könnte ja denken, wir gehen die ganzen Zeit hoch, während die aus Norden Kommenden „runtergehen“. Ist natürlich Quatsch. Ich hoffe nur, dass wir nicht die Einzigen in dieser Richtung sein werden, denn ich stelle mir gerade vor, wie wir auf den Wanderwegen quasi „gegen den Strom“ gehen müssten, geradeso, als würde man einen Supermarkt verlassen, während die Menge zu den Sonderangeboten hereinstürmt.
Nein, der Grund der „offiziellen Route“ von Norden nach Süden liege wohl darin, dass man den Weg dann mit Blick auf den Ortler als Ziel bestreite. OK, das ist verdaubar. Auf Nachfrage beim Reiseleiter erfahre ich, dass wir dadurch zudem ca. 1000 Höhenmeter aufwärts mehr zu bestreiten haben. Da wir jedoch inzwischen wissen, dass bergauf nicht zwangsläufig anstrengender ist als bergab, nehmen wir das im Hinblick auf die Ankunft am Wohlfühlort gerne in Kauf.
Wir lassen uns Zeit bei der Buchung der Unterkünfte der Etappen. Leider ein bisschen zuviel, doch das Leben drumherum verzögert eine konkrete, frühzeitigere Buchung. Mit dem Nachteil, dass es uns einmal nicht gelingen wird am Ende einer Tagesetappe direkt oben zu nächtigen, sondern nochmal ins Tal gondeln müssen. Soweit erstmal nicht tragisch. Bedeutet aber auch, dass wir rechtzeitig am Tageszielende an der Bergstation ankommen müssen. Sonst fährt nämlich keine Gondel mehr. Aber darüber zerbrechen wir uns mal nicht schon Monate vorher den Kopf.
Mit zunehmender Erfahrung wächst auch die Gelassenheit des Planens und Packens. Wir wissen, was wir haben. Was wir noch nicht haben, wissen wir noch nicht.
Und so setzen wir uns drei Wochen vor Start hin und machen Inventur. Man kennt das schon. Vier Wäschekörbe, jeweils bestückt mit der Outdoorausstattung und dann geht es ans Anprobieren. Erfahrene Eltern nutzen dafür ein entspanntes Zeitfenster. Zum Beispiel am Wochenende nach dem langen Schlafen und einem entspanntem Frühstück. Uns passt leider nur der Sonntagabend 20 Uhr nach einem ereignisreichen Ausflugswochenende und 25 Grad im Wohnzimmer. Stimmung könnte nicht besser sein.
Rein in die Hosen, raus aus den Shirts. Was passt dem Einen, was dem Anderen?
Eher zufällig probiere ich auch meine Kleidung an. Und was soll ich sagen: ich wachse tatsächlich auch noch.
Die Liste ist erstellt. Ein Teil wird juste secondhand gefunden, einige Teile kompakt in einem Laden erstanden, die neuen Wanderschuhe nach fachmännischer Beratung bestellt – support the locals.
Bleibt mal wieder die Frage nach dem Transport. Ihr kennt das schon. Wir auch.
Wo parken wir unser Auto? Am Anfang? Am Ende? Und wie kommen wir dann jeweils zum entgegengesetzten Ort?
Die beste Lösung: das Auto steht am Zielort, der sich ja quasi zuerst auf unserem Anreiseweg befindet. Und wir organisieren zu Beginn einen Transport für uns zum Start. Die Mail wird verfasst und zwei Tage später hat unser Auto einen Parkplatz erstanden. Ein Blick in Googlemaps verrät, dass es quasi stündlich möglich ist mit Bus und Bahn vom Ziel zum Start zu reisen. Ein Anruf in der Touristeninfo vor Ort bestätigt dies. Läuft super!
Das Packen ebenfalls. Es dauert zwar einen halben Tag, doch die Erfahrung weist uns, was wir brauchen und was nicht. Neu ist, dass wir nun alle Vier eine Trinkblase tragen werden. Macht die flüssige Versorgung einfacher.
Großzügig füllen wir unsere Rucksäcke. Offensichtlich wird dieses Jahr nicht um jedes Kleidungsstück verhandelt, obgleich ich an die Diskussion im letzten Jahr erinnere, wie schwer doch der Rucksack war. Jetzt scheint es selbstverständlich, dass drei und nicht nur zwei Wandershirts mitgenommen werden dürfen – für die Erwachsenen. Warten wir mal ab, wie wir das beim Wandern finden.
Das Medizintäschchen: definitiv ein Bestandteil, der nicht zu unterschätzen ist und leicht greifbar sein sollte. Vor allem mit Verbandsmaterial. Warum? Weil immer mal jemand eine Blase, einen Kratzer, einen Stich hat. Und wenn nicht wir, dann irgendjemand, den man trifft und dem man den Zeh bandagieren muss. Ich bin halt gerne auf alles vorbereitet. Und den nicht wirklich eingelaufenen Wanderschuhen des großen Kindes – ist auch nicht möglich bei Schnell-Fuß-Wachstum – sollte man mit High-Tech-Wundversorgung begegnen können.
Was ist noch zu besorgen? „Rei in der Tube“ natürlich. Falls wir dieses Mal nicht die Möglichkeit des Waschens zwischendurch haben sollten. Wovon ich nicht ausgehe. Denn im Gegensatz zu den letzten Jahren werden wir dieses Jahr keine Doppelübernachtung an einem Ort haben.
Was wir haben ist auf jeden Fall das Gefühl gut vorbereitet zu sein.
Erkenntnis des Tages: die Vorfreude beginnt spätestens beim Packen.