2. Von Kasematten und Fisimatenten

Luxemburg regnet. Die Wetterprognose hat sich doch leider bewahrheitet. Die Nacht war so semi. Offensichtlich liegt das Hotel in der Flugschneise, wobei man auch annehmen kann, dass bei der Größe des Landes und der Stadt ohnehin ziemlich viel unterhalb der Flugroute liegt. Mit Augenaufschlag und Blick ins Zimmer fällt mal wieder auf, wie schnell wir es schaffen Chaos zu produzieren. Beziehungsweise 50% von uns.

Der Regen ist so stark, dass wir uns dafür entscheiden das Auto zum Frühstückscafé zum nehmen. Frühstück ist vielleicht etwas falsch ausgedrückt, es handelt sich eher um einen Brunch, was der Nachwuchs wörtlich nimmt und den Tag mit Pizza Margerita startet. Ganz baff von der unerwarteten Erlaubnis dieser Menüwahl.

Ich habe tatsächlich kein passendes Kleidungsstück für einen nieseligen Stadtbesuch dabei, was in mir die Idee aufkommen lässt, nach etwas Entsprechendem einfach in einem Geschäft zu schauen. Dieser Vorschlag bleibt natürlich nicht unkommentiert, wird mir doch naive Absicht unterstellt. Sagt der, dem ein Schlafanzug besorgt werden muss.

Es nieselt sehr fein. Wir finden einen Parkplatz – mal wieder kostenlos – in unmittelbarer Nähe der Kasematten. Einer Gewölbeanlage, die in den Berg der Stadt geschlagen wurde. Bei dem Wetter das perfekte Programm, da vor Regen geschützt. Spontan entscheiden wir jedoch vorab noch an einem typischen Touristenprogramm teilzunehmen. Wir quetschen uns in einen kleinen Bummelzug, um per Audiotour durch das Ober- und Unterdorf gefahren zu werden und dabei etwas über die Geschichte der Stadt zu erfahren. Wenn man nur kurz vor Ort ist, bietet sich so etwas tatsächlich an. Auch um schnell einen Überblick über die Örtlichkeiten zu bekommen.

Es ist Sonntag und die Straßen sind kaum gefüllt. Sicherlich auch wegen des Wetters. Das macht unseren Besuch sehr angenehm, da offenbar kaum Touristen unterwegs sind. Zumindest nicht in diesem Teil der Stadt.

„Luxemburg“ bedeutet ursprünglich „Kleine Burg“ und hat eine sehr internationale Geschichte. Dies erklärt auch die verschiedenen Spracheinflüsse, die sich nach wie vor überall wiederfinden. Deutsch, Französisch und Luxemburgisch wechseln hier von Stätte zu Stätte und von Kontakt zu Kontakt. Wir juckeln im Unterdorf durch die Brauereigasse, vorbei an der Dependance eines großen IT-Anbieters.

Der Besuch der Kasematten steht an. Mit dem Wissen, dass dort vor vielen hundert Jahren die Menschen Schutz bei kriegerischen Angriffen suchten.

Am oberen Teil der Anlage wieder ausgespuckt, geht der Weg weiter zum Panorama-Fahrstuhl, der die 65 Meter Höhenunterschied in nur wenigen Sekunden überwindet. So langsam werden die Füße müde.

 

Am Nachmittag suchen wir den Weg per Auto zum Museum of Modern Art. Die Architektur ist noch beeindruckend, die aktuelle Ausstellung spaltet die Gemüter. Ich chille eher auf einer Sitzgelegenheit.

Der Europaplatz ist leergefegt. Und auch vor der Philharmonie sind wir fast die Einzigen. Uns wundert, ob und wo die Besucher der Stadt sind.

Wir sind k.o. und möchten nun einfach nur noch die Füße hochlegen. Wir entscheiden uns für ein Büfett auf dem Bett mit Blick auf Olympia. Doch vorher führt der Weg noch zu einem Supermarkt in die Innenstadt. Und nun wissen wir, wo die ganzen Menschen sind. Beim Shoppen.

Wir sind froh, dass wir unser Auto von Ausgangspunkt zu Ausgangspunkt mitgenommen haben, denn die Stadt liegt auf mehreren Höhenebenen und hätte fußläufig von uns so nicht entdeckt werden können.

Für uns heißt es jetzt: Chilli Vanilli.

Wort des Tages: Fisimatenten (nicht: Fiesematenten, umgangsprachlich für Unsinn, Faxen, Blödsinn)

Tageskilometer: 13,3 Kilometer zu Fuß

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