12. Alles im Fluss

Als wir am Morgen aus dem Fenster schauen erwartet uns eisige Kälte: blauer Himmel, die Sonne scheint, der Boden ist weiß vom Frost. Mal wieder hängen wir über den Karten, um unsere Pläne von gestern Abend umzuwerfen und neue zu machen. Letztlich treffen wir die entspannende Entscheidung nicht noch bis zu den White Mountains, geschweige denn bis zur Küste zu fahren. Wir wollen nicht die meiste Zeit des Tages im Camper sitzen, sondern die Natur genießen. Zudem halten wir auf unserem Roadtrip häufig unterwegs, so dass aus zwei Stunden Fahrtzeit schon mal vier werden können. Aber wir haben endlich unseren Rhythmus gefunden. Tagsüber Programm, am Nachmittag ab auf die Straße zum nächsten Ziel mit kleinen Zwischenstopps.

Der Plan für heute: Kanutour auf dem Wasi Lake, der direkt vor uns liegt. Wir packen uns dick ein, besorgen uns von Cindy vier Schwimmwesten und zwei Paddel und sammeln die Kinder ein, die bereits am Wasser im Spielmodus sind. Von Cindy bekommen wir auch eine kleine Box mit Trillerpfeife, Rettungsseil und Taschenlampe (ganz wichtig bei einer Tagestour).

„Kinder, Überraschung!“

Der Mann nach hinten, die Jungs in die Mitte, die Frau nach vorne.
Der Mann paddelt rechts, die Frau paddelt links.
Wir driften nach links. „Du musst schon stärker paddeln,“ kommt es von der letzten Bank.
„Witzig, ICH muss ja auch gegen die Strömung arbeiten,“ kontert es von vorne.
Wir wechseln die Seiten. Jetzt driften wir nach rechts. „Komisch, wie schnell hier die Strömung wechselt,“ süffisant vom Paddler vom Dienst.

Begleitet werden wir von „Mauli“, einem Stück Treibholz, von den Kindern an einem Seil befestigt und mitgeschleppt. Bei jedem Blick nach hinten erschrecke ich mich.

Der See ist nicht tief, wir entdecken ein versunkenes Kanu auf dem Seeboden. „Oh, das motiviert ja nicht gerade“, meinen die bequemen Passagiere in der Mitte.
Ansonsten sind sie vor Angst zu kentern ziemlich ruhig – auch mal schön.

Zweieinhalb Stunden entspannen wir die Seele und ermüden die Arme.
Wir genießen anschließend unser Essen an unserem Picknickplatz (die Campertür natürlich dahin ausgerichtet) in der Sonne – jetzt im T-Shirt.

Es fällt uns schwer, das Booth Landing Camp von Cindy und ihrem Mann zu verlassen, hier haben wir uns richtig wohlgefühlt. Im „Gespräch“ mit dem Campbesitzer erwidert der Jüngste: „I am not Engländer!“

Wir leeren und füllen unsere Tanks und setzen den Roadtrip fort. 270 Kilometer liegen vor uns. Nach einer halben Stunde kommen wir an einem Antiquitätenhaus vorbei, das so besonders wirkt, dass wir einfach anhalten müssen. Innen ein Sammelsurium an Kuriositäten. Und dennoch findet ein Reisender ein schönes Mitbringsel.

Auf dem Highway könnten wir ständig die Straßenschilder fotografieren, so ungewohnt wirken sie auf uns. Wenn ein Ort etwas Besonderes darstellen soll, wird er offensichtlich einfach mit dem Wort „Hidden“ versehen: Hidden Valley, Hidden Hill, Hidden Entrance, Hidden Intersection. Interessant auch: „Adopt a highway!“

Ein Blick nach hinten während der Fahrt. Wo ist das große Kind? Vom Beifahrersitz:“Na ja, so weit kann er ja nicht sein.“ Die Toilettenspülung läuft. Wie gut für die männlichen Reisenden eine mobile Toilette zu haben.

Musik an – mitsingen! „Können wir „wi well, wi well wock ju“ hören?“ fragt das musikaffine Kind.

Wir machen einen kleinen Zwischenstopp an den „Ragged Falls“ . Vorschriftsmäßig sind wir die Einzigen, die ein Parkticket lösen. Ein kurzer Weg durch den Wald und wir sind da. Wir springen über glitschige Steine, um noch näher an das Wasser zu kommen.

Wir durchqueren den Alloquin Nationalpark und überlegen spontan hier einen Campingplatz anzusteuern. Doch alle Hinweisschilder an der Straße zeigen an: Closed! Fermez! Einen einzigen geöffneten Platz zeigt uns Google an. Wir fahren acht Kilometer von der Schnellstraße durch den Wald ab. Um dann am Büro zu erfahren, dass der Platz ausgebucht ist. Damit hätten wir nicht gerechnet. Das erste Mal, dass wir vorher nicht angerufen haben hat uns eine gute halbe Stunde Umweg gekostet.

Also noch 70 Kilometer weiter. Vorsicht! Drei Füchse kreuzen unseren Weg und gucken uns mit großen Augen an. Vollbremsung! Da fliegen auch ein paar Kleinigkeiten durch den Camper. Und wer hat den Klodeckel nicht geschlossen?!?! Super …… die Drei-Sekunden-Regel ist natürlich überschritten worden. Da kann jetzt wohl was weggeschmissen werden.

Im Stockfinsteren schlängeln wir uns mal wieder durch die Pampa und werden wenig freundlich auf dem Campingplatz begrüßt. Vor einem „Hello“ wird erst mal noch kritisch gefragt, wieso denn der Hund so bellen würde. Ob wir denn auch einen Hund dabei hätten? Nein, nur zwei Kinder. Aha.

Carol, die Platzwartin fertig uns ziemlich schnell ab, um uns dann mit einer Taschenlampe bewaffnet über den Platz zu führen und mit uns nach einem Lager für die Nacht zu suchen. Nach ziemlich kalten 15 Minuten haben wir etwas Passendes gefunden. Schnell bezahlt, verabschiedet und in den Schutz unseres autarken Heimes.

Pläne schmieden!

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